Prof. Dr. Ralf Miggelbrink, Essen      

 

50 Jahre nach dem Konzil - Stagnation statt Innovation?

Ralf Miggelbrink ist Professor für systematische Theologie an der Universität Duisburg-Essen. Zu den Schwerpunkten seiner theologischen Studien gehören unter anderem die Frage nach der angemessenen Rede von Gott und ökumenische Fragestellungen.

Das Zweite Vatikanische Konzil öffnete die Fenster der Kirche weit zum sogenannten aggiornamento. Die Konzilstexte erstaunen durch ihre inhaltliche Klarheit und den perspektivischen Gehalt. Umso mehr fällt nach 50 Jahren die Diskrepanz auf zwischen der Kirchenerfahrung heute und dem Anspruch des Konzils. Wiewohl es eine erwartungsfrohe Offenheit für die Zukunft geweckt hat - in Bezug auf Liturgie, Ökumene, Bedeutung der Bibel und das Verhältnis zu anderen Religionen -, ist das Konzil in der katholischen Kirche mancherorts widerstrebend und halbherzig umgesetzt worden. Tendenzen der Machtkonzentration und Klerikalisierung erschweren ein aktives kirchliches Leben engagierter Christen.

Die Matinee fragt, wie die vom Konzil angestoßene Offenheit für die Zukunft im Sinne des innerkirchlichen Dialogs und des Dialogs mit der modernen Welt wiedergewonnen werden kann.

         

Ein Rückblick zum Vortrag:         

In seinem Vortrag ging Prof. Miggelbrink von den Ergebnissen des Zweiten Vatikanischen Konzils aus, um deren Zielrichtung aufzuzeigen.

Die der Tradition der Kirche Verbundenen warfen dem Konzil den Bruch mit ebendieser vor. Diese Tradition aber sei - so Miggelbrink - erst im Laufe der Zeit entstanden und somit zeitbedingt. So waren Treue, Gehorsam und Einheit, wovon heute noch die Kirche geprägt sei, im Mittelalter wichtiger als die Freiheit der Menschen gewesen. Was aber wiegt das - so der Vortragende - gegenüber der Freiheit des Menschen, die ein Anliegen des Konzils gewesen sei. Auch die Kirche müsse sich Entwicklungen anpassen können; sie kann nicht im feudalen System verharren. Eine Reihe von Feststellungen des Konzils seien auch eine Rückbesinnung auf "vergessene Traditionen", die es neu zu beleben galt.

Eine Grundauffassung des Konzils sei es gewesen, dass Gottes Offenbarung an alle Menschen gerichtet sei und damit ökumenisch zu verstehen ist.

Zum Schluss seines Vortrages stellt der Redner fest, dass er - streng betrachtet - "das Thema verfehlt habe", da er auf den zweiten Teil des Matinee-Titels "Stagnation oder Innovation?" nicht explizit eingegangen sei.

Tatsächlich blieben viele Fragen zum Thema "Stagnation oder Innovation?" weitgehend ohne Antwort. – Schade.

 

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