Prof. Dr. Rudolf Hickel, Bremen

Karl Marx zum 200. Geburtstag: 
Seine Kapitalismuskritik zu studieren lohnt

Rudolf Hickel ist Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Alternative Wirtschaftspolitik, er leitete 2001-2009 das Institut Arbeit und Wirtschaft. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ sowie Sachverständiger im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages. 2017 erhielt er die Senatsmedaille der Hansestadt Bremen.

Die „Anatomie des Kapitalismus“ von Karl Marx hat die Welt verändert. Er wollte kein sozialistisches System der Welt anbieten. Im Mittelpunkt stand die radikale Kritik der Vergesellschaftung unter dem Primat des einzelwirtschaftlichen Profits durch Ausbeutung der Menschen und der Natur. 

Seine Themen gerechte Entlohnung, wettbewerbsschädliche Konzentration, erlahmende Innovationsdynamik, Finanzmarktkrisen und Umweltbelastung sind von großer Aktualität. So hat er mit seiner umfassenden Analyse des krisenanfälligen Finanzmarktkapitalismus durchaus zur Erklärung der weltweiten Finanzmarktkrise, die 2008 ausgebrochen ist, beigetragen. Allein deshalb lohnt es sich, Marx zu studieren.

Davor steht allerdings die Aufgabe, seinen Missbrauch als Säulenheiligen zur Rechtfertigung der Gewaltherrschaft sowjetischen Typs zu demontieren. Zu seinen größten Feinden zählt die Inanspruchnahme durch selbst ernannte Marxisten.

Wir können heute von Marx lernen, wie Wirtschaft sozial
und ökologisch verantwortlich stabilisiert werden kann.

Am Ende des Vortrags steht die These: Der von Marx vorhergesagte Zusammenbruch ist bisher ausgeblieben, auch weil mit politisch gestaltenden Veränderungen, wie dem Sozialstaat und dem Tarifvertragssystem, auf seine fundamentale Kritik reagiert worden ist.