Sonntag, 10. März 2024
Jonas Wipfler, Misereor
Entwicklung oder Migration? Entwicklung und Migration!
Die Wanderungsbewegungen zwischen Afrika und Europa der letzten 20 Jahre.
Papst Franziskus reiste 2013 auf die Mittelmeerinsel Lampedusa, wo er anprangerte, dass das Mittelmeer nicht zum Massengrab werden dürfe. Das Jahr 2015 war mit den Fluchtbewegungen aus Nah-Ost eine Zäsur. Seitdem ist der politische Druck gewachsen, und die EU versucht sich an Lösungen und findet keine Einigkeit. Die Empörung über Bootsunglücke und Lager flammt immer wieder auf und das Mittelmeer ist noch immer die tödlichste Grenze der Welt.
Der Referent zeigt vor dem Hintergrund seiner Arbeit in West- und Nordafrika und in Berlin diese Entwicklungen auf und zeigt, welche Rolle Entwicklungszusammenarbeit und Politik spielen können.
Hier ist die Präsentatilon, Folie 1-10 und Folie 11-20
Jonas Wipfler, Jg. 1983 in Trier, arbeitete für Misereor u.a. in Afrika und leitet heute das Büro von Misereor in Berlin.
Sonntag, 14. Januar 2024
Priester Clemens Grünebach, altkatholische Kirche
"Ich wechsle nur das Bistum.
Mein Weg aus der römisch-katholischen in die altkatholische Kirche"
C. Grünebach schreibt: "Seit Langem bin ich der Überzeugung, dass sich die römisch-katholische Kirche grundlegend erneuern muss, um wieder neu Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu erlangen. Die Trierer Synode hat daher beschlossen, dass sich die kirchlichen Strukturen so grundlegend verändern müssen, dass die vier Perspektivwechsel wirklich zum Tragen kommen. Dass gute Strukturen hilfreich für die pastorale Arbeit sind, dysfunktionale Strukturen sie aber auch massiv behindern, ist an vielen Orten sichtbar.
Ich bin davon überzeugt: Gute Strukturen sind nie nur Nebensache, sondern sie bilden die sichtbare Seite der Botschaft, die wir verkünden möchten und sollen. Das Christentum ist nicht nur eine Idee oder ein Inhalt, sondern muss sich im Hier und Heute konkretisieren und inkarnieren, um wirksam zu werden.
Die Umsetzung der Synode nahm im Jahr 2019 deutlich Fahrt auf, bis zu jenem Tag, der in meinem Leben einen tiefen Einschnitt markiert hat.
Als am 21.11.2019 die Kleruskongregation die Umsetzung der Synode aussetzte und die Trierer Pläne im Sommer 2020 endgültig begraben werden mussten, ist in mir etwas zerbrochen. Dass der römische Arm bis nach Trier reicht, um eine Pfarreienreform in einem Bistum zu stoppen, hatte ich nicht für möglich gehalten. Ich musste mich jedoch eines Besseren belehren lassen.
Der Verlauf des Synodalen Weges, mit den immer gleichen Argumentationsmustern der konservativen Bischofsfraktion, den vorhersehbaren tiefen Enttäuschungen der großen Mehrheit der Synodalen und den mit Ihnen verbundenen Reformgruppen, bestärkt mich in meiner Entscheidung.
Dass aus Rom keine Gesprächsangebote kommen (schon gar nicht auf Augenhöhe), dass Papst Franziskus nicht wirklich eine an die Wurzeln des Problems herangehende Reform will und dass die römischen Stoppschilder in immer grelleren Farben leuchten, zeigt mir, dass man nicht an die strukturellen Ursachen herangeht, sondern Business „as usual“ betreibt und die Krise aussitzen will.
Henry Ford wird der Apell: „Love it, leave it or change it“ (soviel wie: Liebe es, verlasse es oder ändere es!) zugeschrieben. Ich konnte die Kirche nicht ändern, ich kann den Zustand nicht annehmen, also musste ich die römische Kirche verlassen.
Seit ich nun im katholischen Bistum der Alt-Katholiken als Geistlicher arbeite, kann ich wieder wirksam meinen Glauben und mein Priestersein leben. Auch hier menschelt es (wie sollte es auch anders sein), aber es gibt keine Tabus, keine strukturelle Diskriminierung (z.B. von Frauen), keine Überhöhung des Amtes und eine Begrenzung von Macht. Ich freue mich auf die Diskussion mit Ihnen und auch darauf, Ihnen mehr von dieser kleinen aber charmanten katholischen Kirche, zu der ich jetzt gehöre, zu erzählen.
Clemens Grünebach geb. 1969 in Herdorf; 1990 bis 1996 Studium der Theologie in Trier und Rom; Kaplan in Koblenz, Bad Kreuznach und Losheim am See. Seit 2003 Pfarrer und Dechant im Hochwald (Rund um Hermeskeil). Mitglied der Trierer Synode und für einige Jahre Moderator des Priesterrates. 2019 Sabbatzeit als Verkäufer in einer Bäckerei und einem Flüchtlingsprojekt in Essen. Seit 2020 tätig in Saarbrücken, seit 2022 als Mitglied im Leitungsteam. Seit 1.3.2023 Geistlicher für die alt-katholischen Gemeinden Düsseldorf und Aachen.
Es gibt einen kleinen Film über seinen Werdegang anhand eines Bildes, das er gemalt hat.
Sonntag, 19. November 20223
Pfarrer Albrecht Bähr, Speyer
Die Rolle der kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen heute.
Die Diakonie Deutschland wird in diesem Jahr 175 Jahre alt. Sie und die Caritas sind aus der sozialen Arbeit Deutschlands nicht wegzudenken. Zurzeit erleben die beiden großen Kirchen einen enormen Vertrauensverlust, was auch an Caritas und Diakonie nicht spurlos vorübergeht. Daher soll u.a. der Frage nachgegangen werden, welche Rolle beide Institutionen im Hinblick auf ihre anwaltschaftliche und sozialpolitische Funktion in unserer heutigen Gesellschaft haben und ob ihnen angesichts des Bedeutungsverlusts der Kirchen eine besondere Bedeutung hinsichtlich der seelsorgerischen Begleitung von Menschen zukommt.
Albrecht Bähr hat uns eine Zusammenfassung seines Vortrags zur Verfügung gestellt.
Albrecht Bähr, *1961, ist seit 2011 Geschäftsführer der AG Diakonie in Rheinland-Pfalz und Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche der Pfalz.
Sontag, 29.Oktober 2023
Prof. Dr. Katajun Amirpur
Reformislam - Der Kampf für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte
Im Iran werden im Namen des Islams Frauen von der Sittenpolizei verfolgt, in Afghanistan versagt man Mädchen höhere Bildung und in der Türkei (und in Deutschland) wird Wahlkampf auch in Moscheen abgehalten. Das alles widerstrebt unserem westlichen Denken der Trennung von Staat und Kirche, von Gleichberechtigung, Menschenrechten und freiheitlichem Rechtsstaat.
Umso spannender ist die Frage, wie sich diese Errungenschaften der Moderne nach dem Verständnis von Vertretern des Reformislams durchaus oder sogar notwendigerweise mit authentischen Lesarten des Korans verbinden lassen.
Katajun Amirpur, *1971 in Köln, ist Deutsch-Iranerin und Professorin für Islamwissenschaften an der Universität Köln.
Sonntag, 8 .Oktober 2023
Prof. Dr. Kristin Shi-Kupfer
Das Ende der Naivität - Wie China den Westen herausfordert
Unter Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping hat sich die Volksrepublik zu einem totalitären System entwickelt, das nach innen wie nach außen zunehmend selbstbewusst bis aggressiv auftritt. Ein neuer Kalter Krieg und Blockbildung in den Bereichen Geopolitik und Technologie ist Realität – bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Interdependenz und drängenden globalen Fragen wie Armutsbekämpfung oder Klimawandel.
Liberale Demokratien sind in manchen Bereichen kritischer Infrastruktur verwundbarer gegenüber chinesischen Strafmaßnahmen als umgekehrt. Zudem ringen vor allem die USA und Europa mit zersetzenden populistischen Kräften und profitorientierten Großunternehmen im Inneren. Sie haben den globalen Süden bis dato nicht überzeugend und nachhaltig bei Bemühungen um Sicherheit und Wohlstand unterstützt - ein Einfallstor für den Parteistaatskapitalismus aus China.
Wie sollen die liberalen Demokratien, allen voran die in Nordamerika und Europa, mit der Weltmacht China umgehen? Was können und was wollen sie dabei einsetzen, um nicht nur ihre Interessen, sondern auch die Ideen und Werte von liberalen demokratischen Ordnungen zu verteidigen – ohne einen heißen Krieg zu riskieren? Diesen Fragen wird die Referentin nachgehen.
Kristin Shi-Kupfer, Jg. 1974, ist Professorin für Sinologie an der Universität Trier.
Hier finden Sie die Folien, die Frau Shi-Kupfer zu ihrem Vortrag gezeigt hat.